Heute stellen wir ein Objekt vor, das aktuell als Neuzugang den Weg in die Sammlung des kult gefunden hat. Es handelt sich um eine kleine Schatzschatulle. Sie gehört als Ergänzung zu einem größeren Konvolut, also Objekten verschiedenster Art, die alle einer Herkunft entstammen.
Die Vorbesitzerin nennt das Metallkästchen „Schatzschatulle“. In diesem Fall haben wir also Angaben zur Verwendung: Schätze wie Schmuck oder andere dem Besitzer wertvolle Dinge kamen in diese Schatulle hinein.
Es handelt sich ein quaderförmiges Kästchen von 7 cm Höhe, 13,5 cm Breite und 10 cm Tiefe. Es ist aus Metall, vermutlich Alpaka oder Neusilber. Eine Marke oder Punze, die auf Silber oder Zinn hinweist findet sich nicht. Lediglich eine „701“ ist im Boden zu lesen.
Die Schatulle ist, wie es sich bei einer echten Schatztruhe gehört, mit einem kleinen Schlüssel zu verschließen. Das Schloss ist auf der Vorderseite etwas oberhalb der Mitte zu finden.
Als Dekor der Schatzschatulle finden wir auf einer mit kleinen Kreisen gestalteten Fläche auf Vorder- und Rückseite einen querovalen Rahmen und eine Schleife sowie davon ausgehende Rosengirlanden. Die Seiten sind ohne Schleife mit nur einer Rosengirlande dekoriert. Der Deckel hat als zentrales Schmuckelement kreuzartig angeordnetes Blattwerk. Der Rand wird durch ein Rautenband eingerahmt. Innen ist die Schatulle mit roter Seide ausgekleidet. Der Deckel ist weich unterfüttert und mit einer golddurchwirkten Kordel eingefasst.
Das Kästchen weist als Dekor einen Mix aus Elementen des Biedermeier und des Art Deco auf: Einerseits der Formensprache des Biedermeier zuzuordnende verspielte Schleifen und Rosengirlanden, die die Seiten verzieren, andererseits schlichte Ecken und Stabornamente, die eher auf das Art Deco deuten. Dieser Stilmix war besonders beliebt in der wilhelminischen Ära (1890 – 1914). Man verband zu dieser Zeit gern moderne mitneobarocken Elementen. Die industrielle Fertigung von Objekten wie unserer Schmuckschatulle ermöglichte den Erwerb solcher Stücke auch Bürgern ohne hohes Einkommen. Anfang des 20. Jahrhunderts waren diese Art Schatullen sehr beliebt und die Nutzung als Schatz- oder Schmuckschatulle ist sehr gut nachzuvollziehen.
Text und Bilder:
Martina Volmer