Objekt des Monats Juli 2021



Fliegenglas. Inv.-Nr. 3614a. Bild: Kreis Borken.

Die meisten Objekte des über 20.000 Teile umfassenden Museumsbestands des kult können nicht ausgestellt werden. Daher möchten wir ausgefallene oder interessante Objekte auf diese Weise an die Öffentlichkeit bringen. Heute stellen wir einen Gegenstand aus unserem Glasmagazin vor.

Es handelt sich um ein tropfenförmiges Glas auf drei 1,5 cm hohen Glasfüßen. Im nach innen eingezogenen Boden ist eine große Aussparung von 7,5 cm Durchmesser. Der Rand ist nach innen hochgezogen und leicht gewölbt, sodass eine Rinne entsteht. Nach oben hin verengt sich das kuppelartige Glas zu einer kleinen Öffnung von 3 cm Durchmesser, die sich mit einem Glasstopfen oder Korken verschließen lässt. Dieses Objekt ist eine traditionelle Form der Insektenfalle, daher wird es auch Fliegenglas oder Wespenglas genannt. Datiert wird es in die Zeit von 1890 bis 1910. Es funktionierte folgendermaßen: Die Rinne unten im Glas wurde mit einem Lockstoff wie Zuckerwasser oder Saft für Fliegen und Wespen oder Essig für Essig- oder Obstfliegen gefüllt. Die Füße des Fliegenglases sorgten für den Abstand zur Tischoberfläche. Durch den für sie unwiderstehlichen Geruch angelockt, krabbelten die Tiere zur Flüssigkeit. Wollten sie wieder fort, so flogen sie nach oben zum Licht, fanden dort aber keinen Ausweg, da hier die enge Öffnung verschlossen war.  Nach unten ins Dunkle orientieren sich die Insekten nicht, obwohl sie dort ja entkommen könnten. Die Fliegen oder Wespen waren in dem Glas gefangen und ertranken schließlich.Todsicher war auch eine andere Art des Einsatzes: Man legte auf einen kleinen Teller unter der Öffnung des Glases ein mit Zuckerwasser getränktes Stück Brot oder Schwarzbrot und füllte in die Rinne des Glases Seifenlauge. Die Insekten wurden jetzt von dem süßen Brot angelockt. Sie krabbelten unter die Glasglocke, gerieten dann beim Fluchtversuch in die Kuppel, stürzten ab und landeten schließlich in der für sie tödlichen Seifenlauge.

Weiterentwicklung der häuslichen Fliegenjagd:
Ende des 19. Jahrhunderts wurde ein spezielles Fliegenpapier entwickelt. Die Insekten wurden durch Kontakt mit dem giftigen, arsenhaltigen Papier getötet. 1909 wurde von dem schwäbischen Konditor und Hustenbonbonproduzent Theodor Kaiser die Klebefalle erfunden. Manch einer erinnert sich vielleicht an diese von der Decke hängenden, mit Leim bestrichenen gelben Streifen. Die daran klebenden Fliegen waren buchstäblich auf den Leim gegangen. 1953 wurde die Fliegenklatsche aus Kunststoff vom Stuttgarter Erfinder Erich Schumm zum Patent angemeldet. Heutzutage halten an Fenstern oder Türen angebrachte Fliegengitter die fliegenden Plagegeister draußen. Außerdem gibt es mit Insektizid versehene Klebestreifen für die Fenster.  Elektrische Fallen, die per Stromschlag töten, sind die modernste Insektenjagdmethode. Auch Fliegengläser oder Wespengläser gibt es heute noch neu zu kaufen. Sie dienen allerdings, ohne Lockstoff, oft nur zur Dekoration im Garten.

 

Text und Bilder:
Martina Volmer,
Sammlungsverwaltung kult


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