Objekt des Monats September 2021 - Erntehaube



Erntehaube_HM-2327. Bild: Kreis Borken.

Im Spätsommer und Herbst ist Erntezeit

Heutzutage werden die Felder zumeist von Lohnunternehmen mit großen Maschinen abgeerntet. Der Fahrer des Mähdreschers sitzt in einer klimatisierten Kabine und die Erntemaschine fährt per Satellit GPS-gesteuert genau ihre Bahnen.

Die Feldarbeit sah bis in die 1950er Jahre noch völlig anders aus. Dabei war viel schweißtreibende Handarbeit angesagt und die ganze Familie musste mithelfen. Bei trockenem Wetter wurde geheut. Auch das Getreide wurde bei trockenem, heißem Sommerwetter geerntet. Zunächst mähten die Schnitter das Getreide per Handsense. Anschließend bündelten die Frauen die Korngarben und richteten sie zum Trocknen auf. Wurde die Ernte nach ein paar Tagen eingebracht, hieß es, die Garben hoch auf einen meist von Pferden gezogenen Wagen aufzuschichten. Auch hier war die Hilfe der ganzen Familie nötig.

Um sich bei der Ernte vor der Hitze, der starken Sonnenstrahlung, Insekten und vor allem auch Staub und Dreck zu schützen, trugen die Frauen spezielle Erntehauben. Im Westmünsterland werden sie auch „Erntehut“, „Flap(s)hut“ oder „Sünnhood“ genannt. Auch bei der Arbeit im Moor, wenn der von den Männern gestochene Brenntorf zum Trocknen aufgeschichtet und später nach Haus geholt wurde, trugen Frauen diese Hauben.

Erntehauben waren zumeist aus heller Baumwolle oder Leinen und wiesen oft kleine Blaudruckmuster auf. Das Besondere an den Erntehauben ist der Schnitt und die versteifte Oberseite. Die zur Versteifung eingefügten Stäbchen bestehen meist aus Peddigrohr. Durch Bindebänder in der Haube werden die Stäbchen auf Spannung gehalten. So entsteht eine Art Sonnenschirm für das Gesicht wie bei den heute beliebten Sonnenkappen. Außerdem diente die Versteifung der besseren Unterlüftung der Haube. An den Seiten und auf der Rückseite ist der Stoff länger geschnitten, fällt locker herab und dient dadurch als Schutz für das Gesicht und den Nackenbereich der Trägerin.

Das Objekt des Monats kam im Jahr 1969 in unsere Sammlung und bekam die Inventarnummer HM-2327. Diese Erntehaube stammt aus Vreden. Sie ist aus naturfarbener Baumwolle, die mit einem kleinen blauen Blumenmuster bedruckt ist und wurde mit der Maschine genäht. Der Schirm ist 21 cm tief und 43 cm breit. Eine Doppelreihe aus Peddigrohr umfasst den gesamten Schirm an den Außenkanten. Die Versteifung entsteht durch vier Doppelreihen aus dünnem Peddigrohr. Vier senkrecht dazu angebrachte und mit naturfarbenem Baumwollband eingefasste Peddigrohrstreifen spannen den Schirm auf. Mit vier Bändchen wird der Schirm innen an der Rückseite und unter dem Kinn zusammengebunden und auf Spannung gehalten. Außen an der Rückseite ist eine lange Schlaufe aus dem Oberstoff, mit der man die Haube im Nackenbereich zusammenraffen kann.

Als Zierde ist oben auf der Haube eine Schleife aufgenäht, denn auch bei der Arbeit wollten die Frauen gut aussehen.

Text und Bild:
Martina Volmer


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