Der Sommer ist für die meisten von uns Urlaubszeit, in der man gern verreist. Oft bringt man von diesen Reisen Andenken mit. Diese Souvenirs sollen an einen schönen Ausflug oder Urlaub erinnern oder als Mitbringsel für die Daheimgebliebenen dienen. Jeder kennt diese meist kitschigen Dinge wie Schneekugeln, Magnete oder auch Postkarten. Auch in früheren Zeiten nahm man etwas als Erinnerung an die Reise mit. Zunächst waren es einfache Andenken wie selbst gesammelte Steine oder Muscheln. Von Pilgerreisen oder Wallfahrten brachte man Devotionalien wie Rosenkränze, Kreuze, Plaketten oder geweihtes Wasser mit. Kurgäste des 19. Jahrhunderts nahmen edle Badegläser mit eingeschliffenen Namen oder Ortsansichten mit nach Haus. Mit Zunahme des Reisens in den 1950er Jahren wurden Andenken wie kleine Klickfernseher, Stocknägel, Untersetzer oder viele andere Dinge stärker nachgefragt.
Bei unserem Objekt des Monats handelt es sich ebenfalls um ein Reiseandenken. Im Jahre 2003 brachte ein Vredener Bürger diese Schmuckdose, die an eine frühe Urlaubsreise seiner Eltern erinnert, als Schenkung in das Museum. Diese Dose ist aus Porzellan und hat eine rechteckige Form mit gerundeten Ecken. Sie ist innen und außen kobaltblau glasiert und hat an den Seiten feine Verzierungen in Form von aufgemalten goldenen Ranken.
Auf dem Deckel ist ein Medaillon von 4,5 cm Durchmesser. Darin sind der Turm des Hessischen Rundfunks, der Fernseh- und der Aussichtsturm auf dem Feldberg im Taunus farbig abgebildet. Umrahmt wird dieses Bild von einer feinen, gemalten Goldspitze. Darunter steht geschrieben „Großer Feldberg i. Ts.“. Ein silberfarbener Aufkleber in der oberen linken Ecke des Deckels hat die Aufschrift „KHM Echt Cobalt“. Die Dose ist auf der Unterseite mit einer goldfarbenen Krone gemarkt. Darin sind die Buchstaben „KHM“ zu lesen. Darunter steht „BAVARIA handgemalt“. Dies zeigt, dass es sich bei dem Hersteller um Karlheinz Müller in Waldsassen und Trebgast in Bayern handelt. Ein besonderer Glücksfall ist, dass der Vorbesitzer genaue Informationen zur Herkunft des Objektes machte. Es handelt sich bei diesem Reiseandenken um ein zwischen 1951 und 1955 gekauftes Geschenk des Vaters für seine Frau. Die Abbildung auf dem Deckel ist interessant. Hier ist nicht, wie sonst üblich, eine schöne Landschaftsdarstellung, sondern es sind drei Türme auf dem Gipfel des Feldberges zu sehen.
Bei diesen Türmen handelt es sich um wichtige Meilensteine des Tourismus und der Technikgeschichte. Der große Feldberg ist die höchste Erhebung des Taunus und bietet eine tolle Aussicht. Er war daher schon früh ein Ausflugsziel. So wurde 1868 im Feldberghaus einer der ersten deutschen Wandervereine gegründet. 1902 wurde der 40 m hohe Aussichtsturm eröffnet. Im Jahr 1943 rammte allerdings ein Flugzeug den Turm und zerstörte ihn. Der 1937 neben dem Aussichtsturm errichtete Turm gehört zu den ältesten Fernsehtürmen in der Geschichte des deutschen Fernsehens. Er wurde allerdings im Zweiten Weltkrieg zerstört. Im Jahr 1949 und 1951 wurden beide Türme wiederaufgebaut. Als die Schmuckdose gekauft wurde, waren beide Türme also gerade wiedererrichtet worden und galten als Attraktionen, die daher auf der Souvenirdose abgebildet wurden. Bei dem dritten Turm handelt es sich um den Fernmeldeturm des hessischen Rundfunks, an dessen Stelle inzwischen allerdings ein moderner Sendemast steht.
Unser Objekt des Monats erinnert an eine Reise eines jungen Paares zum Feldberg im Taunus in Zeiten des aufkommenden Tourismus und der Fernsehtechnik. Es war, mit Watte ausgepolstert, jahrzehntelang als Schmuckdose in Gebrauch, ehe es in die Museumssammlung kam.
Text und Bild:
Martina Volmer