Zur Zeit des Biedermeier in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren Kopfbedeckungen wie diese Schute beliebt. Sie bildet einen Übergang zwischen den älteren Hauben und den später modernen Hüten. Die Damen der Biedermeierzeit trugen fein hochgesteckte Frisuren mit einem hoch gebundenen Haarknoten. Passend dazu waren die Schuten geschnitten: Unter das hoch ansetzende Kopfteil passten die Haarknoten gut. Typisch für eine Schute ist eine gesteifte, vorn sehr breite Krempe, die gewöhnlich zum Nacken hin schmaler wird. Bei unserem Exemplar ist der Rand unten abgerundet. Zum Nacken hin setzt ein acht cm breites, nach hinten schmaler werdendes Band an. Der Boden hat einen Durchmesser von 11 cm und ist innen mit einem sehr feinen Strohgeflecht ausgekleidet und verstärkt. Innen sind in der Schute feine Streifen aus Rohr eingezogen zur Versteifung der Form. Die Kopfbedeckung wurde aus hellbraunem-beigem Seidengewebe manuell genäht und mit feinen Stichen gesmokt. Innen ist die Schute mit hellerer beiger Seide gefüttert. An der linken Seite ist außen eine Schleife aus dem dunkleren Seidenstoff als Zierde angebracht, die in Bändern von sieben cm Breite endet. Ein fünf cm breites Kinnband aus beiger Seide ist lose beigefügt.
Bei dieser Schute handelt es sich um eine leichte und edle Kopfbedeckung für den Sommer. Sie war eher ein Kleidungsstück des gehobenen Bürgertums und nicht der einfachen ländlichen Bevölkerung. Dies wird auch an unserem Objekt deutlich: unsere Schute kam im Jahr 1974 im Zuge eines größeren Konvolutes in die Sammlung. Sie stammt von einem Schulzenhof im Münsterland.
Text und Bilder:
Martina Volmer