Objekt des Monats Oktober 2022 - Medizinischer Wunderkoffer



Inv.-Nr. HM-01-99

Unser Objekt des Monats wird hausintern „Wunderkoffer“ genannt, da die Anwendung des Inhalts gegen eine Vielzahl von Krankheiten helfen soll. Der Koffer selbst sieht unspektakulär aus. Er ist stabil gebaut und mit beschichtetem Papier bezogen. Die Ecken sind mit Metall verstärkt. Zwei Schnappschlösser und ein Griff aus Metall vervollständigen das Bild. Öffnet man den Koffer, so wirkt er sehr geheimnisvoll.  Er ist mit violettem Samt ausgekleidet und enthält ein Elektrogerät aus schwarzem Kunststoff sowie vierzehn unterschiedliche Glasröhrchen verschiedener Ausformung. Diese sind in verchromten Metallklammern einzeln und übersichtlich im Koffer platziert. Eine Gebrauchsanweisung liegt bei und verrät, um was es sich bei diesem Gerät handelt, nämlich um den „Original Haider Hochfrequenzbestrahler“. Diese auch „Violet Wand“, also etwa „violetter Zauberstab“ genannten Hochfrequenztherapiegeräte wurden von verschiedenen Firmen hergestellt. Sie waren Anfang des 20. Jahrhunderts äußerst beliebt. Das Hochfrequenztherapiegerät basiert auf dem ursprünglich von Nikola Tesla entwickelten Tesla-Transformator zur Verabreichung hochfrequenter Wechselströme mit sehr hoher Spannung und niedriger Stromstärke. Die Anwendung verursacht bei Abstand zur Haut leichte Elektroschocks und bei Hautkontakt ein wärmendes Gefühl. Laut der Gebrauchsanweisung war das Gerät gegen eine Vielzahl von Krankheiten einsetzbar. Applikatoren für verschiedene Körperöffnungen sorgten für die Übertragung des Stroms auf den Körper über gläserne Elektroden. Diese mit Gas gefüllten, sogenannten Geißlerschen Röhren fingen je nach Gasart bei der Anwendung in unterschiedlichen Farben an zu leuchten. Meistens handelte es sich um Argongas und die Röhre leuchtete violett, daher auch der Name "Violet Wand". Das Körpergewebe wurde erwärmt, sollte bis in die Tiefe stimuliert werden und so Krankheiten heilen. Die Einsatzbereiche schienen unbegrenzt, von Gelenkschmerzen über Haarausfall bis zu Bettnässen war alles dabei. Ob die Gerätschaft die versprochenen Wunderheilungen tatsächlich bewirkte, oder ob es sich nur um einen Hokuspokus handelte, der den Leuten das Geld aus der Tasche zog, ist nicht überliefert. Eine medizinische Wirkung wurde laut Beschreibung vergleichbarer Geräte nie einwandfrei nachgewiesen. Allerdings wird auch heute Reizstrom als Therapie gegen Schmerzen eingesetzt. Die medizinischen Wunderkoffer für zuhause verschwanden jedoch recht bald von der Bildfläche und gerieten in Vergessenheit.

Unser Objekt kam ursprünglich in Stadtlohn zum Einsatz und bereichert die Sammlung seit dem Jahr 2001.

Text und Bild:
Martina Volmer


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