Beim Objekt des Monats August handelt sich um eine tiefe Porzellanschale mit exotisch wirkendem Dekor und einer halbrunden Aussparung am Rand. Die Schale weist Risse auf, die von Lochpaaren gesäumt werden. Bei näherer Betrachtung handelt es sich um ein recht interessantes Stück. Die Schale hatte eine bestimmte Funktion, sie diente nämlich als Rasierschale, auch „Scherbecken“ genannt. In der tiefen Schale wurde der Seifenschaum oder Rasierschaum aufgeschlagen. Die halbrunde Aussparung am Rand der Schale hat einen praktischen Grund: Bei der Rasur konnte man die Schale durch die Aussparung direkt an den Hals des Kunden halten und so direkt unter seinem Kinn platzieren. So tropfte der feuchte Seifenschaum, mit dem der Bart bei der früher üblichen Nassrasur vor der Rasur eingeseift wurde, nicht auf die Kleidung des Kunden.
Unsere Schale ist 8 cm hoch und hat einen Boden von 12,5 cm Durchmesser. Am oberen Rand weist sie einen Durchmesser von 26,5 cm auf. Als Datierung ist das 19. Jahrhundert angegeben. Die ungemarkte Rasierschale zeigt ein Dekor im Stile des japanischen Arita Imari-Porzellans. Bei diesem Namen handelt es sich um die Ortsbezeichnung des in der Nähe der Stadt Arita gelegenen Hafens Imari im Süden Japans. Bei dem sogenannten Arita Imari-Porzellan dominiert in der Farbgebung der Bemalung Kobaltblau, Rostrot sowie der weiße Grund. Einzelne Partien werden durch Gold betont. In der Bemalung finden sich zumeist Blumen als Motiv. In unserem Fall zeigt das zum Teil abgeriebene Dekor diese Farbgebung. In der Mitte der Schale ist eine Vase mit zwei Blüten und einer Knospe, umgeben von Blättern und Ranken dargestellt. Die Vase steht auf einer Tischplatte, vor zwei angedeuteten Stühlen. Auf der Fahne der Schale wechseln sich blau unterlegte Felder mit Blüten und helle Felder mit Blüten ab. Die Schale weist einige Risse auf. Diese waren in der Vergangenheit mit Metallklammern repariert worden. Darauf weisen die paarweise an den Rissen vorhandenen Löcher hin. Die Klammern sind wieder entfernt worden und die Schale wurde anschließend geklebt. Wann diese Reparaturen ausgeführt wurden ist nicht bekannt. Unsere Schale kam im Jahr 1983 in die Sammlung des Hauses. Sie stammt aus Zutphen in den Niederlanden und wurde im niederländischen Antiquitätenhandel angekauft.
Da wir in unserer Sammlung kein Vergleichstück haben, bleiben einige Fragen an das Objekt. Handelt es sich wirklich um echtes Arita Imari-Porzellan? Die Wandung ist recht dick gehalten und die Bemalung wirkt grob. Da der Arita Imari Stil sehr beliebt war, wurde er oft von chinesischen und europäischen Manufakturen nachgeahmt.
Text und Bild:
Martina Volmer