Mein Name ist Martraud Leeners und ich bin seit über 25 Jahren Chorleiterin des Chors Young Voices. Wir sind ein Frauenchor mit rund 100 Mitgliedern, davon rund 80 aktive Sängerinnen.
Neben den eigentlich wöchentlich stattfindenden Chorproben standen viele Konzerte und Auftritte auf dem Programm. So war beispielsweise ein großes Gemeinschaftskonzert mit dem Musikverein Vreden-Ellwick geplant, die Veranstaltung Gronauer Nacheinblicke mit mehreren Auftrittsstationen für unseren Chor sowie unser Auftritt bei dem Alstätter Weihnachtsmarkt. Daneben hätte es viele kleinere Auftritte für unseren Chor bei Hochzeiten, Firmungen etc. gegeben.
Zudem mussten fast alle vereinsinternen Veranstaltungen wie unser Oktoberfest, Weihnachtsfeier etc. ausfallen.
Als nach dem ersten Lockdown wieder unter Einschränkungen einige Veranstaltungen stattgefunden haben, konnten wir noch mit einer kleinen Abordnung von Sängerinnen einige Termine wahrnehmen. Das geht natürlich aktuell nicht mehr. Generell versuche ich mit den Chormitgliedern auf digitalem Weg den Kontakt zu halten. Zunächst habe ich kleine Videos per WhatsApp an die Mitglieder geschickt. Aktuell nutzen wir eine Sängerplattform, über die wir so gut wie möglich Online-Chorproben ermöglichen. Zu Weihnachten haben wir ein Video produziert, für das die Sängerinnen zu Hause ihre Stimmen eingesungen haben. Das Ganze haben wir zusammengeschnitten und für die Öffentlichkeit als Weihnachtsvideo veröffentlicht, um unseren Chor in Erinnerung zu rufen und den Menschen in der Cornapandemie eine kleine musikalische Freude zu bereiten.
Was mir am meisten Sorgen bereitet, ist, dass es keinen festen Termin gibt, wann wir wieder wie gewohnt singen können. Es fehlt die Perspektive. Gerade unseren Chor macht es aus, dass wir mit den fast 100 Sängerinnen zusammen sehr stimmgewaltig und vielseitig sind. Gerade das Singen im Chor wird vermutlich durch den Aerosolausstoß noch über eine lange Zeit nicht möglich sein. Es fehlen uns die Proben mit dem gesamten Chor, das Liveerlebnis in der Gruppe und die Auftritte, auf die wir immer hingearbeitet haben.
Meine Hoffnung ist es, dass die Menschen Kultur regelrecht aufsaugen werden, wenn es wieder losgeht. Kultur und speziell Musik ist etwas, dass die Seele berührt. Die Menschen werden dann ganz besonders dankbar sein. Chancen gibt es für alternative beziehungsweise neue Möglichkeiten der Arbeit, wie zum Beispiel unserer Sängerplattform die wir nutzen. Insgesamt sehe ich die Chance, dass der gesamte Bereich der Kultur zukünftig viel mehr Anerkennung bekommt.
Ich bin mir sicher, dass unser Stammpublikum und unsere Fans uns treu bleiben werden. Das Publikum wird insgesamt noch dankbarer werden und viel Anerkennung zeigen.
Musik ist Nahrung für die Seele und lässt einen kurz aus dem Alltag entschwinden. Das ist gerade in schwierigen Zeiten ein guter Ausgleich und tut den Menschen gut.
Hier ist es sicherlich ein Unterschied, ob man ehrenamtlich oder hauptberuflich kulturell tätig ist. Ich hoffe, dass die ehrenamtlichen Strukturen, die sich über viele Jahre im Kulturbereich aufgebaut haben, weiterhin Bestand haben, auch wenn dort niemand seinen Lebensunterhalt verdienen muss. Für viele hauptberuflich Tätige geht es hingegen wirklich um das Überleben und die Existenz. Da hoffe ich natürlich, dass es nicht allzu viele Kulturschaffende gibt, die sich durch die Pandemie umorientieren.
Während der Pandemie ist es wichtig, mögliche Alternativen zu schaffen und kreative Ideen zu haben, um Kultur – wenn auch begrenzt möglich – ausüben zu können. Außerdem ist Öffentlichkeitsarbeit enorm wichtig. Es muss daran erinnert werden, wie wichtig Kultur ist und auf was sich die Menschen nach der Pandemie wieder freuen können.
Mir ist dann der direkte Kontakt zu den Menschen am wichtigsten. Ich möchte mich wieder treffen und auch die Menschen, die mir lieb sind, einfach einmal wieder in den Arm nehmen können.