André Baumeister (Dirigent)

 
„Kultur und Bildung sorgen für eine offene Geisteshaltung und fördern den Toleranzgedanken."

1. Wer sind Sie? In welcher Form sind Sie kulturell tätig?

Mein Name ist André Baumeister und ich bin als Dirigent und Musikdozent tätig. Ich leite seit 2007 als Dirigent das Kreisorchester Borken, seit 2017 das Kreisjugendorchesters sowie seit 2010 die Musikkapelle Heiden. Auch bin ich nebenbei als Dozent bei der Landesmusikakademie tätig.


2. Was für Projekte, Veranstaltungen, Auftritte hatten Sie im Jahr 2020 eigentlich geplant?

Für alle Orchester sind die großen Jahreskonzerte ausgefallen, auf die für die Musiker alles ausgerichtet ist. Mit der Musikkapelle Heiden war im März unser großes Jahreskonzert geplant, dass coronabedingt vier Tage vor der Generalprobe abgesagt werden musste. Ebenso musste ein großes Open-Air Picknick-Konzert ausfallen. Des Weiteren entfielen natürlich sämtliche Schützenfeste, kleinere Weihnachtskonzerte sowie das Musizieren bei Veranstaltungen wie zum Beispiel dem Martinsumzug etc. Beim Kreisorchester konnte das Herbstkonzert sowie beim Kreisjugendorchester das Neujahrskonzert nicht stattfinden.


3. Was machen Sie stattdessen? Haben Sie neue Wege durch die Coronapandemie eingeschlagen? Wie erreichen Sie die Menschen jetzt?

Organisatorisch haben wir in den Vorständen der jeweiligen Orchester weitergearbeitet. Ein großer Teil des Austausches fand auf digitalem Wege statt. Mit dem Kreisorchester haben wir über den Volksmusikerbund bei einem Weihnachtsvideo mitgewirkt. Für das Orchester wird gerade die Ensemblearbeit ausgeweitet, sodass kleinere Gruppen entweder persönlich vor Ort oder ansonsten auf digitalem Wege zusammen arbeiten können. Ich persönlich habe die Zeit der Coronapandemie zudem dafür genutzt, einen Dirigier-Online-Kurs weiterzuentwickeln und auf den Markt zu bringen (dirigierenlernen.de).


4. Was bereitet Ihnen Sorgen?

Viele Musikvereine bieten über freiberuflich tätige Musiker eigene Musikerausbildungen an. Durch digitalen Musikunterricht konnte sicherlich einiges aufgefangen werden, jedoch befürchte ich, dass einige Musiker nochmals darüber nachdenken werden, ob sie auch weiterhin freiberuflich tätig sein wollen. Des Weiteren mache ich mir Sorgen, wie es gerade im Bereich der Ehrenamtlichkeit weitergehen wird. Meine große Sorge ist, dass viele Vereine und Verbände nach so einer langen Zwangspause nicht mehr so aussehen könnten wie zuvor.


5. Was macht Ihnen Hoffnung? Welche Chancen sehen Sie vielleicht sogar für die Kultur?

Chancen sehe ich, dass durch die stärkere Digitalisierung die Arbeit an einigen Stellen flexibler und effizienter organisiert werden kann. Lange Anfahrtswege fallen weg, es gibt zentrale Dateiablagen für Dokumente, bessere Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit etc. Eine weitere Chance besteht zukünftig vermutlich für kleinere Formate im kulturellen Bereich.
Meine Hoffnung ist, dass die Menschen durch die Pandemie gemerkt haben, was Ihnen ohne kulturelle Angebote fehlt, Kultur mehr zu schätzen wissen und nicht alles als selbstverständlich nehmen.

6. Corona hinterlässt Spuren bei den Menschen. Was denken Sie: Wird sich Ihr Publikum verändern? Wenn ja, wie?

Menschen, die von sich aus sensibler und vorsichtiger sind, werden möglicherweise große Veranstaltungen meiden. Möglicherweise werden größere Events auch wieder mehr draußen durchgeführt werden.


7. Warum ist Kultur (gerade in Zeiten von Corona) Ihrer Meinung nach wichtig?

Das Musizieren ist sehr bedeutsam im Bereich der Bildung und Entwicklung der Menschen und zwar für jedes Alter. Es werden alle Sinne angesprochen und es werden viele elementare Fähigkeiten sowie der Zusammenhalt unter den Menschen gefördert. Die Krise schürt populistische Themen in unserer Gesellschaft. Kultur und Bildung hingegen dienen einer offenen Geisteshaltung und der Toleranzgedanke wird durch die Kultur befördert. Das ist gerade in der aktuellen Gemengelage sehr wichtig! Kultur ist das, was in der Pandemie am meisten weggebrochen ist, dabei ist gerade Kultur für die Menschen persönlich wichtig, um gut durch die herausfordernde Zeit zu kommen.

8. Wie hat die Pandemie die Kulturszene verändert? Wie wird sich die Kulturszene insgesamt durch die Corona-Pandemie dauerhaft verändern?

Ich befürchte, dass der Erhalt der Vielseitigkeit in der Kultur eine besondere Herausforderung werden wird. Die Vielfalt, die es vor der Pandemie gab, wird es vermutlich nicht mehr geben.

 

9. Welche Faktoren spielen in der Krise eine Rolle, damit Kultur weiterhin Beachtung findet? Was wünschen Sie sich für die Zukunft für die Kulturszene?

Ich wünsche mir eine größere Bedeutung und stärkere Priorisierung der Kultur. Selbstverständlich müssen systemrelevante Strukturen zum Erhalt des Gesundheitssystems sowie der täglichen Versorgung vorrangig gesichert sein, jedoch musste die Kultur in den vergangenen Monaten immer hintenanstehen. Zum Erhalt der bestehenden Strukturen muss die Kultur wieder mehr in den Focus gerückt werden.

10. Was machen Sie als erstes, sobald die „Corona-Einschränkungen“ wieder aufgehoben sind?

Ich werde mich wieder mit meinem erweiterten Familien- und Freundeskreis treffen, es genießen wieder auf eine Party gehen zu können und in Urlaub zu fahren. Das I-Tüpfelchen für mich ist dann das Schützenfest in meinem Heimatort Heiden feiern zu können!

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