Objekt des Monats März 2023 - Pilgerhorn

 

 

Inv.-Nr. HM-03-224

Heute stellen wir als Objekt des Monats ein Pilgerhorn, ein sogenanntes Aachhorn vor. Zwar ist es lediglich eine Replik, aber trotzdem ein sehr interessanter Gegenstand. Es handelt sich bei dem Aachhorn um ein Instrument, das im Original im 14. und 15. Jahrhundert im rheinländischen Töpferstandort Langerwehe bei Aachen hergestellt wurde. Die Hörner wurden aus einem eisenarmen, hellgelb brennenden Ton produziert. An der Mündung des Horns, am Schalltrichter, hat es eine gelbliche bis grüne Bleiglasur. Die ca. 25 bis 40 cm langen Hörner wurden von Hand geformt und mit einem Messer in Form gebracht. Man erkennt die langen Schnitte gut auf der Oberfläche des Horns. So ergab sich ein polygonaler Querschnitt an der Außenkante, innen ist das Horn rund ausgeformt. Ein geübter Bläser konnte auf dem Aachhorn bis zu fünf unterschiedliche Töne erzeugen. An der Oberseite des Horns sind zwei Ösen ausgeformt. Hier ist ein Lederband als Trageriemen befestigt.

Tönerne Aachhörner wurden im Mittelalter von Pilgern auf der Wallfahrt nach Aachen erworben. Seit dem Jahr 1349 werden in Aachen die kostbaren Textilreliquien alle sieben Jahre gezeigt. Bei der Präsentation der Reliquien wurden die Hörner während der Prozession geblasen. Zeitgenössische Schilderungen berichten vom ohrenbetäubenden Lärm, den Tausende von Pilgern während der Reliquienschau mit den Pilgerhörnern verursachten. Nach Abschluss der Heiligtumsfahrt brachten viele Pilger ihre Aachhörner als Andenken zurück in die Heimatorte. Dort wurden diese Pilgerhörner oft als Signalhörner weiterverwendet. So finden sich Langerweher Aachhörner bei archäologischen Ausgrabungen in ganz Europa bei Burgen oder Wehranlagen. Der Brauch des Aachhornblasens während der bis heute alle sieben Jahre stattfindenden Reliquienweisung verschwand nach und nach. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden die Hörner meist nur noch von Kindern genutzt.

Repliken können allerdings auch heute noch in Langerwehe erworben werden.

Bei unserem Exemplar handelt es sich um eine solche Replik. Es stammt aus Vreden und kam im Jahr 2003 in unsere Sammlung, wo es unter der Nummer HM-03-224 inventarisiert wurde.

Text und Bild:
Martina Volmer


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