Objekt des Monats Apirl 2023 - Hilten- oder Bickelspiel

 

 

Inv.-Nr. HM-03-154

Heute stellen wir ein auf den ersten Blick merkwürdig anmutendes Objekt aus unserer Sammlung vor. Es handelt sich um einen Leinenbeutel von 11 cm Höhe und 8 cm Breite. Er ist oben mit einer Kordel zusammenzuziehen. Der Inhalt ist besonders interessant. Es handelt sich um vier kleine Knochen von 3 x 2 x 1,5 cm Größe. Dieses heutzutage merkwürdig erscheinende Objekt war in der Vergangenheit ein sehr verbreitetes und beliebtes Kinderspiel, das Hilten- oder Bickelspiel.

Die kleinen Knochen stammen aus dem Fußgelenk von Schafen oder Schweinen und wurden vom Schlachter damals extra für die Kinder aufbewahrt, damit daraus die Spielsteine werden konnten. Die Seiten der Spielsteine hatten bestimmte Namen: 1. „Stönnerske“ oder „Stäöne“, abgeleitet von „staon“ (stehen). 2. „Büke“ oder „Bücke“, abgeleitet von Bauch, diese Seite des Knochens hat eine Wölbung, der „Bauch“ des Knochens. 3. „Gääte“ oder „Gäte“, abgeleitet von „Gate“ oder „Gatt“ (niederdeutsch für Loch). Zu dem Spiel gehörte eigentlich auch noch ein kleiner Ball von ca. 5 cm Durchmesser. Das Geschicklichkeitsspiel soll besonders bei Mädchen in Schulpausen beliebt gewesen sein. Die Spielregeln waren wie folgt: beliebig viele Kinder konnten mitspielen. Der Ball wurde mit einer Hand hochgeworfen und mit derselben Hand wieder aufgefangen. Gleichzeitig mussten mit der anderen Hand die Knochen in einer bestimmten Reihenfolge hingestellt und umgestellt werden.

Wer also anfing, warf die Knöchelchen hin, warf dann den Ball hoch und drehte vor dem Wiedergreifen des Balls alle Knochen auf eine gleiche Seite. Nach Gelingen sollten die Knochen auf die nächste Seite, dann auf die dritte Seite gedreht werden.

Gelang dies nicht, so war der oder die Nächste an der Reihe. Vor dem Spiel wurde die Reihenfolge der drei Lagen festgelegt: Zuerst sollte die Stönnerske oben liegen, da dies am einfachsten war, denn der Knochen hat zwei Seitenflächen, auf denen er steht. Anschließend sollte der Bauch des Knochens oben liegen, am schwierigsten war dann die Gääteseite. Außer aus echten Knochen wurde das Spiel auch aus anderen Materialien wie z.B. Ton hergestellt. In unserer Sammlung haben wir außerdem ein Spiel aus Blei. Das hier an dieser Stelle beschriebene Spiel stammt ursprünglich aus Stadtlohn und kam im Jahr 1973 in unsere Sammlung.

Agnes Kleingries hat in ihrem Buch „Alte Kinderspiele neu entdeckt“, erschienen in den Beiträgen des Heimatvereins Vreden zur Landes- und Volkskunde Band 61, Vreden 2002, außer der Beschreibung des Spiels an Beispielen dargestellt wo dieses Glücks- und Geschicklichkeitsspiel in der Literatur Eingang gefunden hat.

Text und Bild:
Martina Volmer


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