Susanna Wüstneck (Filmemacherin, Musikerin, Komponistin)

 
Allen wird deutlich geworden sein, dass Kultur wertvoll und nicht selbstverständlich ist."

1. Wer sind Sie? In welcher Form sind Sie kulturell tätig?

Mein Name ist Susanna Wüstneck. Ich Arbeite als Dokumentarfilmautorin und Musikerin. Neben der Erstellung von eigenen Dokumentarfilmen komponiere ich Songs und bin auch im Bereich Lyrik aktiv mit eigenen Texten und Gedichten. Auch gebe ich Musikunterricht, z.B. im Rahmen musikalischer Früherziehung oder aber auch in Form von Gesangsunterricht.

2. Was für Projekte, Veranstaltungen, Auftritte hatten Sie im Jahr 2020 eigentlich geplant?

Eigentlich hätten wir viele Auftritte mit unserer Band gehabt, eine Premiere für ein neues Lyrikprogramm gemeinsam mit meinen Lebensgefährten und auch stand die Fertigstellung eines Dokumentarfilmes auf dem Programm, mit dem ich bereits vor der Coronapandemie begonnen hatte.


3. Was machen Sie stattdessen? Haben Sie neue Wege durch die Coronapandemie eingeschlagen? Wie erreichen Sie die Menschen jetzt?

Wir haben sehr viele Online-Musik-Sessions gemacht und die Ergebnisse in Bild und Ton verarbeitet. Ich habe kleine Kurzfilme erstellt und mich auch an einem Episodendokumentarfilm beteiligt, an dem viele weitere Filmkollegen aus Deutschland und der Schweiz mitarbeiten. Aus dieser Arbeit heraus entstand bei mir die Idee, einen längeren Dokumentarfilm zur aktuellen Coronasituation mit unterschiedlichen Künstlern zu erstellen. So ist das Dokumentarfilm-Projekt „Kein Brot ohne Spiele“ entstanden (www.betterplace.me/kein-brot-ohne-spiele).

4. Was bereitet Ihnen Sorgen?

Sorgen bereitet mir, dass die aktuelle Situation von Querdenkern und Verquerten  für ihre Selbstinszenierung missbraucht wird und es dann zum Teil einen regelrechten Rechtsruck gibt. Zudem mache ich mir Sorgen was mit den Menschen passiert, wenn es in der Kultur zu lange still ist. Kultur hat einen hohen Wert und hat auch eine Funktion: Sie bietet Aufklärung, Schönheit, Identifikation und ist wichtig für unsere Seele. Für viele Künstler ist es eine Herausforderung ihre Fähigkeiten aufrecht zu erhalten, ohne auf der Bühne aktiv sein zu können. Musiker im Bereich klassischer Musik müssen zum Beispiel trotzdem üben, um einsatzfähig zu bleiben. Tänzer müssen regelmäßig trainieren, um in Form zu bleiben. Wie soll so etwas zum Beispiel in einer kleinen Mietwohnung klappen?

5. Was macht Ihnen Hoffnung? Welche Chancen sehen Sie vielleicht sogar für die Kultur?

Ich glaube, es wird wieder mehr kleinere Formate geben und es wird nicht in erster Linie um die Veranstaltungswirtschaft mit ihren großen Stars gehen. Für das Publikum sehe ich die Chance, dass sie wieder näher an die Kulturschaffenden herankommen, mehr mitbekommen und eine authentischere Kunst erleben können. Ich erhoffe mir mehr Atmosphäre um Kunst genießen zu können und die Chance, dass die Menschen dadurch eher berührt werden. Für viele Künstler besteht aktuell die Chance, die Zeit zu nutzen, um kreativ zu sein.

6. Corona hinterlässt Spuren bei den Menschen. Was denken Sie: Wird sich Ihr Publikum verändern? Wenn ja, wie?

Ich glaube, die Menschen werden froh sein, wieder Kultur genießen zu können und sie werden dann wissen, wie sehr sie eigentlich kulturelle Angebote brauchen. Allen wird deutlich geworden sein, dass Kultur wertvoll und nicht selbstverständlich ist.

7. Warum ist Kultur (gerade in Zeiten von Corona) Ihrer Meinung nach wichtig?

Jede Krise ist auch immer eine Herausforderung für die eigene Psyche. Jeder denkt aktuell viel über sein Leben nach und viele Leute sind ganz alleine. Wichtig in der aktuellen Situation ist es nicht nur körperlich, sondern auch psychisch gesund zu bleiben. Gerade um die aktuelle Situation auszuhalten, brauchen viele Menschen Kultur!

8. Wie hat die Pandemie die Kulturszene verändert? Wie wird sich die Kulturszene insgesamt durch die Corona-Pandemie dauerhaft verändern?

Hier muss man sicherlich unterscheiden, ob es um Menschen geht, die hauptberuflich im Bereich Kultur tätig sind oder nicht. Viele hauptberuflich Tätige haben große Existenzängste und haben z.B. all ihre Ersparnisse oder Rentenrücklagen aufgebraucht. Viele sind in feste Anstellungen anderer Berufe gewechselt. Die Vielfalt in der Kulturszene wird in der kommenden Zeit weggebrechen.

9. Welche Faktoren spielen in der Krise eine Rolle, damit Kultur weiterhin Beachtung findet? Was wünschen Sie sich für die Zukunft für die Kulturszene?

Künstler benötigen Aufmerksamkeit, Anerkennung und auch finanzielle Unterstützung. Es bedarf guter Rahmenbedingungen, damit sie weiterhin kreativ sein können und eine Existenzgrundlage haben. Bei den aktuellen Unterstützungen gibt es noch sehr viele formelle Hürden. Kunst und Kultur sind ein wichtiger Teil unseres Lebens und die Haltung dazu muss sich in der Gesellschaft verändern.

10. Was machen Sie als erstes, sobald die „Corona-Einschränkungen“ wieder aufgehoben sind?

Ich bin aktuell sicherlich genauso kreativ wie sonst, jedoch auf eine andere Art und Weise. Ich freue mich dann wieder mit meiner Band unterwegs sein zu können und auch mein neues Lyrikprogramm aufführen zu können. Natürlich ist mir auch die Nähe zu den Menschen wichtig, einfach einmal wieder einen lieben Menschen umarmen zu können.

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