Stefan Demming (bildender Künstler)

 

„Man muss sich bewusst machen, dass Veranstaltungen und andere Angebote nicht selbstverständlich sind.“

1. Wer sind Sie? In welcher Form sind Sie kulturell tätig?

Ich bin bildender Künstler und organisiere Kultur-Projekte im öffentlichen Auftrag. Die Projekte sind ortsbezogen bzw. kontextspezifisch. Ich überlege mir, welche Form von Kunst für welche Orte und Zielgruppen geeignet ist. Neben Projekten mache ich weiterhin Installationen oder Videoarbeiten, auch oft in Kooperationen. Ich wähle passende Medien für die jeweilige Idee, die ist grundlegend.


2. Was für Projekte, Veranstaltungen, Auftritte hatten Sie im Jahr 2020 eigentlich geplant?

Für das letzte Jahr hatte ich ein Projekt geplant, das ich auch zusammen mit meinem Kollegen Michael Rieken aus Bremen umsetzten konnte und derzeit noch durchführe: AkA – Atelier für kulturelle Angelegenheiten in Borken-Weseke. Das ursprünglich geplante Programm, mit dem wir im April 2020 beginnen wollten, mussten wir aber aufgrund der Corona-Pandemie „einstampfen“, weil es immer etwas mit Begegnung und direkter Kommunikation zu tun hatte.

3. Was machen Sie stattdessen? Haben Sie neue Wege durch die Corona-Pandemie eingeschlagen? Wie erreichen Sie die Menschen jetzt?

Dafür sind wir dann in den öffentlichen Raum ausgewichen. Unter Pandemie-Bedingungen haben wir die Aktionen so geplant, dass man sie individuell und an der frischen Luft erfahren konnte. Einige Aktionen mussten jedoch leider komplett ausfallen. Es sind aber auch ganz neue Formate entstanden: Wir haben zum Beispiel Konzerte in den Borkener Stadttürmen organisiert. Diese Aktion wollen wir auch in diesem Jahr wiederholen. Ein anderer Höhepunkt waren Konzerte im Wald und eine zeitgenössische Komposition, die auf Fahrrädern erfahren werden konnte. Ich war in der glücklichen Lage, dass die Fördermittel vom Bund zugesagt waren. Als wir unser Programm neu stricken mussten, haben wir uns also überlegt: Was ist „corona-fähig“.


4. Was bereitet Ihnen Sorgen?

Ich habe etwas Angst, dass die Menschen sozusagen Angst voreinander entwickeln. Es wäre schlimm, wenn die Leute sich durch die Corona-Pandemie noch mehr zu Hause einigeln und ängstlicher werden rauszugehen und die Öffentlichkeit scheuen.

Foto: Michael Rieken


5. Was macht Ihnen Hoffnung? Welche Chancen sehen Sie vielleicht sogar für die Kultur?

Dadurch, dass Kultur-Veranstaltungen schwinden, glaube ich, dass die Menschen das bestehende Angebot nun mehr schätzen. Außerdem sind zahlreiche neue Formate durch die Corona-Krise entstanden. Ich bin mir nicht sicher, ob wir zum Beispiel ein Konzert im Wald gemacht hätten, wenn es nicht die Notwendigkeit durch die Pandemie gegeben hätte. Da bin ich in dem Hinblick auch sehr froh drüber.

6. Corona hinterlässt Spuren bei den Menschen. Was denken Sie: Wird sich Ihr Publikum verändern? Wenn ja, wie?

Meine Zielgruppe ist offen und hängt von der Veranstaltung ab – und das bleibt auch. Wir planen aber, Veranstaltungen zu streamen. Dadurch kommen dann auch noch Menschen in Betracht, die in entfernteren Gegenden wohnen. Die Veranstaltungen sind aber natürlich nach wie vor offen für alle. Leider konnten wir Veranstaltungen beispielsweise aus dem Clubbereich, die besonders für Jüngere interessant wären, wegen der Pandemie nicht realisieren.

7. Was ist Ihrer Meinung nach nötig, damit Kultur trotz der Corona-Pandemie in ihrer Vielfalt dauerhaft bestehen kann?

Ich finde, es ist wichtig wertzuschätzen, dass man Veranstaltungen live erleben und daran teilnehmen kann. Kultur braucht Unterstützung – sowohl von der Politik als auch von Privatpersonen. Das ist nicht nur auf Spenden bezogen, sondern auch auf Wertschätzung und ideellen Support.


8. Wie hat die Pandemie die „Kulturszene“ verändert? Wie wird sich die „Kulturszene“ insgesamt durch die Corona-Pandemie dauerhaft verändern?

Viele Künstlerinnen und Künstler sind gezwungen, sich andere Verdienstmöglichkeiten zu suchen. Es werden zunächst weniger Kulturschaffende ihrer Arbeit nachgehen können. Außerdem denke ich, dass digitale Formate wichtiger geworden sind. Aber: Sich ein Konzert live anzuhören, ist eine ganz andere Erfahrung, als wenn man es sich im Netz oder im Fernsehen ansieht. Diese Erlebnisse können sozusagen Jahre später noch „abgerufen“ werden. Erfahrungen bleiben im Herzen.

9. Was wünschen Sie sich für die Zukunft für die „Kulturszene“?

Ich wünsche mir, dass Menschen die Möglichkeiten nutzen, die die Kultur bietet, um neue Erfahrungen zu machen und sich darüber gegebenenfalls auch auszutauschen. Man muss sich bewusst machen, dass Veranstaltungen und andere Angebote nicht selbstverständlich sind. Es steckt immer viel Arbeit, Energie und Engagement in solchen Projekten. Und ich wünsche mir, dass die Menschen neugierig bleiben und mutiger werden, Kultur entdecken können und nicht nur über Medien konsumieren.

10. Was machen Sie als erstes, sobald die „Corona-Einschränkungen“ wieder aufgehoben sind?

Ich freue mich, wenn ich mich wieder frei bewegen kann – ohne immer die „Vorsichtsmaßnahmen“ im Kopf zu haben. Mir fehlt es einfach, unter Menschen zu sein. Ich möchte gerne wieder reisen, Konzerte und das Kino besuchen.

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